Mut zur kleinen Gruppe
Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind…. Matthäus 18 V 20
Oder: Mut haben zur kleinen Gruppe
Ich weiß nicht, wie es euch so geht, wenn ihr an christliche Veranstaltungen vor 35 Jahren oder noch früher denkt? Manchmal sehne ich mich danach zurück, an diverse Evangelisationen mit gefüllten Kirchen, Jugendkreisen zu denen 30 – 40 Leute kamen oder Landesjugendsonntage auf dem Pflugensberg in Eisenach mit 10.000 Jugendlichen. Wenn ich daran zurückdenke, merke ich, dass ich „alt werde“. Heute erlebe ich etwas anderes. Ich fahre zu Männerkreisen, teilweise über 200 km, und weiß nicht, kommen heute Abend fünf Männer oder sind es vielleicht wirklich zehn? Letzteres wäre eine richtige, gute Gruppe. Zugegeben, es hängt auch ein wenig von der Region ab, in die ich fahre. Da gibt es schon große Unterschiede. Natürlich liegt es auch an der Art der Veranstaltung. Zu einem überkonfessionellen Männerfrühstück, welches zwei- bis dreimal im Jahr stattfindet und von einem Trägerkreis organisiert wird, kommen im Allgemeinen mehr Männer wie zu einem monatlichen Männerkreis. Vielleicht sollte man in der Männerarbeit auch nicht zu große Erwartungen haben? Aber wo anders funktioniert es ja auch. Während wir in der EKM sehr dankbar für einen Männertag mit 75 Männern sind, kommen in Wiedenest jedes Jahr 700 männliche Spezies in die „Pampa“ gefahren. Ich weiß, ich weiß. Solche Vergleiche hinken. Man sollte nicht ständig vergleichen und daran denken, das unterschiedliche Traditionen ja auch ein Grund dafür sein können.
Szenenwechsel.
Ich komme gerade von einem Besuch bei einem jüngeren Mann, dessen Vater letztens gestorben war. Er bat mich, ob ich ihn mal besuchen könne, da er das Bedürfnis hatte, sich mit jemanden darüber zu unterhalten. Diesen Mann habe ich auf einer Kur kennengelernt, und wir sind uns über unser gemeinsames Hobby „Survival“ nähergekommen. Da ich seit Jahren für Männer auch Angebote im Wald habe, hatte ich ihn dazu eingeladen. Zu solch einem Wochenende sind wir normalerweise zwischen fünf bis max. zehn Männer. Eine sehr intensive Zeit, mitten in Gottes Schöpfung. Das Essen bereiten wir uns selbst am Feuer zu, backen Brot und machen typische Dinge aus dem Survivalbereich. Andachten und Tischgebete gehören aber ebenso dazu wie manche praktische Aktion im Wald. Genau zu diesen Wochenenden fühlte sich besagter Mann hingezogen und war schon zweimal dabei, obwohl er kein Christ ist. Für ihn war diese kleine Gruppe ein Grund, dass er sich anmeldete. Als ich ihn jetzt besuchte, hatten wir ein sehr tiefgreifendes Gespräch. Zum Mittagessen sagte er: „Ach weißt du, wenn du schon mal da bist, dann bete doch noch vor dem Essen.“
Auf der Rückfahrt musste ich an den oben genannten Bibelvers aus Matthäus 18 Vers 20 denken, und daran, dass gerade auch kleine Gruppen große Chancen bieten. Inzwischen haben wir einige Angebote in der Männerarbeit auf diese Situation abgestimmt. Ob nun einen Alpen Radtour mit sechs Männern, Pilgerwanderungen oder Seminare mit überschaubaren Teilnehmerzahlen. Es hängt nicht an der Anzahl der Teilnehmer, ob der Segen Gottes ausgegossen wird. Vielleicht sollte man darüber immer mal nachdenken und dankbar sein, für die Menschen, die uns Gott in den Weg stellt.
Friedbert Reinert
Referent im CVJM Thüringen
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